the þit - Maira das Neves & Pedro Victor Brandao

Ludwigstraße 7, 45739 Oer-Erkenschwick

Project website: www.thebpit.org

Bei þit (ausgesprochen ‚thit‘ |ˈθɪt|) handelt es sich um ein autarkes System zur Bereitstellung natürlicher und finanzieller Ressourcen für die kommunale Nutzung vor Ort. Das Projekt begann im April 2014 auf einem gepachteten 1.200 Quadratmeter großen Grundstück im Zentrum von Oer-Erkenschwick. Das Gelände wurde auf einem Schild als privates Naturerbe-Reservat ausgewiesen – ein aus dem brasilianischen Recht übernommenes Konzept, das Eigentümer dazu ermutigen soll, ihre Grundstücke als Parks für die öffentliche Nutzung zu öffnen.
In dem mobilen, auf der Grünfläche aufgebauten Holzcontainer installierten die Initiatoren von þit drei Bitcoin-Minen, mit deren Ertrag die Einrichtung eines temporären Kommunalparks sowie die dortigen Aktivitäten unterstützt werden sollten. Ein Drittel des generierten Geldes, so wurde vereinbart, sollte dem Eigentümer als Pacht zukommen.
Lange war auf dem Grundstück in der Ludwigstraße 7 nur wenig los. Durch die Beschwörung von Figuren aus der regionalen Mythologie und Geschichte sowie die Miteinbeziehung von Bürgern aus Oer-Erkenschwick, den Behörden und Gruppen aus dem gesamten Ruhrgebiet, lotete das þit das Potenzial des Grundstücks aus, wieder zu einem lebendigen Ort zu werden. Von April bis Juli fanden auf dem þit fünf Freiluftveranstaltungen statt.
Was als Kunstaktion begann, wird als Projekt eine Fortsetzung finden. Auch wenn das þit Ende August 2014 auslief, wird das Modell der Selbstfinanzierung kommunaler Räume weitergeführt. Eine der Bitcoin-Minen wurde nach Brasilien gebracht, um dort von Künstlern in weiteren Experimenten eingesetzt zu werden. Die anderen beiden wurden zwei verschiedenen Initiativen im Ruhrgebiet übergeben, die durch ein Online-Voting ausgewählt worden waren.
Bitcoin (฿) ist eine dezentrale, digitale und globale Währung, die auf verteilter Datenverabeitung basiert. Bitcoins werden unabhängig von Banken oder Staaten generiert, online gehandelt und können weltweit ausgegeben werden.
Alle Transaktionen sind schnell und verursachen nur geringe Kosten.

Ein Entwickler mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto schrieb 2008 den originalen Bitcoin-Algorithmus und veröffentlichte ihn in einem Internet-Forum. Die Währung wird nicht von einer zentralen Autorität wie einer Bank oder Regierung herausgegeben, gehandelt und kontrolliert, sondern von den Teilnehmern des Bitcoin-Netzwerks.

Bitcoin basiert auf dem Prinzip der öffentlichen Verifikation von Transaktionen: Wenn viele Nutzer sehen, dass Person A einer Person B eine bestimmte Menge an Bitcoins überwiesen hat, dann wird diese Transaktion in einer Datenbank (blockchain) verifiziert und festgehalten.
Die Akteure dieser virtuellen Buchführung werden Miner genannt. Ihnen kommen zwei wichtige Aufgaben zu: die Sicherheit des Systems zu gewährleisten und neue Bitcoins zu schöpfen (abzubauen).

Jede Bitcoin-Transaktion wird in Form eines mathematischen Problems verschlüsselt, das die Miner dann bearbeiten müssen. Diese Arbeit umfasst Millionen von Berechnungen pro Minute und braucht daher leistungsstarke Mining-Hardware (auch ‚Rig‘ genannt).



10. Mai 2014

the þit
Ludwigstraße 7, 45739 Oer-Erkenschwick


7. - 14. Juli 2014

the þit: Vote für die Zukunft der Bitcoin Farm
Oer Erkenschwick


20. Mai - 27. Juni 2014

the þit - OpenCall für den Betrieb der Bitcoin Mine
Ludwigstraße 7, 45739 Oer-Erkenschwick


22. Juni 2014

the þit: Workshop
Ludwigstraße 7, 45739 Oer-Erkenschwick



Maíra das Neves wurde 1978 in São Paulo geboren und lebt in Rio de Janeiro. Sie arbeitet als Künstlerin, Übersetzerin und Lehrerin und absolviert gleichzeitig eine Ausbildung in Hexerei. Sie entwickelt und erarbeitet Aktionen, Erscheinungen und Zusammenkünfte und interessiert sich ebenso für die Initiierung kollektiver Praxen wie für die Förderung des Unbekannten, das wir gerne ins Leben rufen würden. Zu diesem Zweck arbeitet sie an der Etablierung nicht-hierarchischer Netzwerke von Künstlern, Aktivisten, Hackern und Menschen aus angrenzenden Bereichen. Sie experimentiert mit verschiedenen Modellen der Finanzierung, Unterstützung und Entwicklung kultureller Aktivitäten und verwischt dabei die Grenzen zwischen Öffentlichem und Privatem Darüber hinaus ist sie eine Agent Spæcial bei Agência Transitiva, ein ‚Raum-Fahrzeug‘ für Aktionen und unkonventionelle Forschungsprojekte in den Bereichen Kunst, Politik und Ideengeschichte.

Pedro Victor Brandão wurde 1985 in Rio de Janeiro geboren. Er ist bildender Künstler, arbeitet mit Fotografie, Performace und Formen sozialer Interaktion. Von 2007 bis 2009 machte er einen Abschluss in Fotografie an der UNESA und besuchte zwischen 2005 und 2010 Kurse an der Escola de Artes Visuais do Parque Lage. Seit 2003 entwickelt er Arbeiten, die sich mit der Möglichkeit neuer Bedeutungen für das heutige Technik-Bild auseinandersetzen; er befasst sich mit Bildersturm, dem Phämonen des Vergessens, sowie dem Verhältnis zwischen Wahrheit und Bild in verschiedenen politischen Kontexten. Seine Arbeiten wurden bereits in vielen Einrichtungen inner- und außerhalb Brasiliens gezeigt, unter anderem im Museu de Arte Moderna do Rio de Janeiro, im Casa França-Brasil, SESC Vila Mariana, der Portas Vilaseca Galeria oder in der Galerie Niklas Schechinger Fine Art. Als Artist-in-residence war er 2012 in der Cité Internationale des Arts in Paris, in der Terra UNA im brasilianischen Liberdade sowie 2014 im ZK/U in Berlin. In seinen jüngsten Arbeiten hat er die Produktion von Commons in präkarisierten Kontexten untersucht und sich dann mit Akzelerationismus, Soziokybernetik und ‚Post-Scarcity Economics‘ beschäftigt. Von 2007 bis 2012 arbeitete er mit den Kollektiven Laboratório Tupinagô, OPAVIVARÁ! und Epistomancia zusammen. Seit 2013 ist er als Agent Data Teil von Agência Transitiva und sammelt, speichert und interpretiert Informationen.