Ulrike Mohr – Neue Nachbarn
SPEKULATIONEN SERIE 2007-2008
Unweit des Skulpturenpark Berlin_Zentrum hat sich auf der riesigen Dachfläche des ehemaligen Volkskammer- und Kulturhauses der DDR in der Zeit seines Leerstands seit 1990 ein Biotop gebildet. Am 4. April 2006 stoppt Ulrike Mohr für einen Tag die Rückbauarbeiten des Palast der Republik, um zusammen mit Bauarbeitern die wildgewachsene Pflanzengemeinschaft aus fünf Schwarzpappeln, Weiden und Birken auszugraben. Zwei Jahre später, während das Gebäude endgültig abgerissen wird, verpflanzt sie für die Ausstellungsreihe Spekulationen die postsozialistischen Bäume in originalgetreuer Anordnung auf dem Gelände des Skulpturenpark Berlin_Zentrum. Zugleich kartiert sie für ihre Intervention den bestehenden Wildwuchs, der selbst auf historischem Abbruchmaterial gekeimt ist. Obgleich die Palastbäume hier Fremde sind, fügen sich die Neuen Nachbarn unauffällig in das neue Biotop auf dem ehemaligen Mauerstreifen ein. Lediglich kleine ‹Palastbaummarken› und im Boden steckende Schilder geben Auskunft über ihre botanische Klassifizierung und Herkunft. Im Angesicht möglicher einsetzender Bautätigkeiten auf dem Skulpturenpark Berlin_Zentrum entscheidet Ulrike Mohr Ende 2008, die Neuen Nachbarn in das Depot einer Baumschule in Berlin zu überführen.