Wunderland Ausstellungsreihe

Juli 2009 - Februar 2010

Die Baumaßnahmen haben begonnen. Auf dem zentralen Abschnitt des 5 ha großen Skulpturenpark Berlin_Zentrum sind die Fundamente für ein Apartmenthaus entstanden, welches schrittweise aus der Fläche in den Raum hineinwächst. Während man mit diesem Gebäude stilistisch einer vergangenen Vorstellung der Zukunft huldigt, wird in unmittelbarer Nachbarschaft eine aktuelle Vorstellung der Vergangenheit angepriesen und in Form eines „Dolce Vita“-Musterpavillons beworben. Der eklektizistische Glanz dieses vor einem Jahr in Sichtnähe erschaffenen Häuschens hat bereits natürliche Patina angesetzt, und in seinem Vorgarten gehen Oleander-Topfpflanzen in intimer Eintracht mit der Artenvielfalt der Brachenfauna einher, die aufgrund des aktuellen Wetters reichhaltig ins Kraut schießt.

Um diese hilflosen Ambitionen durch ein paar substanziellere Impulse zu bereichern, wird sich der Skulpturenpark Berlin_Zentrum mit der neuen Projektreihe Wunderland an den Baumaßnahmen beteiligen. Nach den Serien Bestandsaufnahme, Parcella, Spekulationen und Landreform werden sich, verteilt über den nördlichen Skulpturenpark schrittweise sieben Vorstellungen von Raumentwicklung materialisieren und zu einer Siedlungsenklave zusammenfügen.

Wunderland bringt zwei vermeintlich unvereinbare Denkmuster zusammen:
den fleißigen Positivismus des legendären Wirtschaftswunders der westdeutschen Nachkriegsära und die fantastische Realität von Alice, in deren Wunderland rationale Gesetzmäßigkeiten nicht funktionieren, statt dessen eine beeindruckende Wachstumswillkür vorherrscht und zugleich alle Wesen nach dem Credo „Be what you would seem to be” leben.

Die Projekte von Wunderland siedeln sich inmitten dieses paradoxalen Dschungels aus Lug und Trug, aus Utopien, Dystopien, fantastischen und realpolitischen Enklaven und Exklaven, aus negativen und positiven Visionen an.